Warum sind die meisten Menschen auf der Seite der Unternehmen, wenn ich beim Thema Mindestlohn, im Kontext von Inflation, darauf hinweise, dass diese genug Geld haben, um ihre Mitarbeitenden zu bezahlen.
Meist kommen sie dann mit dem „Aber die kleinen Unternehmen, wie Bäcker und im Bau!“ Jaja das kleine Unternehmen Geschwätz, dann kostet das verdammte Brötchen halt mehr Geld, immer noch besser als noch mehr Menschen an der Tafel.
Und nur mit steigendem Lohn bekämpft man gezielt die Symptome von Inflation.
(Ich hatte diese Meinung auf einem Twitch Kanal, wo über das Thema geredet wurde geteilt, alle empfanden mich als „verwirrt“ und ich wurde gesperrt)
Ich kann bei dem Thema nicht so kompetent mitreden, beim Thema Mindestlohn bin ich allerdings auch zwiegespalten. Verdienen Kellner, Putzkräfte, Friseure, etc. mehr Lohn? Ja, tun sie.
Aber auf der anderen Seite kommt es mir so vor, dass ein neuer Mindestlohn vielen Restaurants und Unternehmen schon wieder eine Ausrede gibt, kräftig an der Preisschraube nach oben zu drehen und zwar mehr als durch den Mindestlohn verursacht. In allen Restaurants kostet ein Hauptgericht jetzt schon 5-8 Euro mehr als vor Corona, Getränke 2 Euro mehr (ja, natürlich weiß ich, dass der Mindestlohn nicht die einzige Ursache ist). Auswärts essen wird immer mehr zum Luxus.
Dasselbe beim Friseur, ich zahle jetzt genau das Doppelte wie vor Corona. Aber dadurch macht der Friseur an mir nicht mehr Umsatz, weil ich jetzt halt auch nur 1x im Monat statt 2x im Monat dort hingehe.
TLDR: Mindestlohn zweischneidiges Schwert. Unternehmen erhöhen Preise, es wird weniger konsumiert. Was unterm Strich für alle rauskommt, vermag ich nicht zu sagen.
Naja anständig bezahlte Jobs kosten halt Geld. Das ist wie die Diskussion ums Fleisch. Ein ordentlich gehaltenes Tier kostet halt ganz schön viel Geld im vergleich. Das ist Luxus, das war vor ner ganzen Weile auch Luxus und es sollte auch Luxus sein, wenn man sich anschaut wie viele Rohstoffe für die Tierhaltung erforderlich sind. Selbiges gilt beim Essen gehen. Man bezahlt Leute einen zu bedienen, zu kochen und aufzuräumen. Das ist Luxus.
Ja, und Luxus können sich weniger Menschen leisten, das bedeutet Umsatzeinbruch. Wenn der Umsatz nicht mehr stimmt, wird Personal entlassen.
Beispiel: Ein Restaurant-Betreiber wird sich dann überlegen, ob nicht drei Kellner statt vier oder zwei statt drei Köche den Laden schmeißen können. Und in der Tat habe ich das Gefühl, dass der Service in der Gastronomie nach Corona schlechter geworden ist.
Ja das ist eine mögliche Konsequenz. Es ist aber definitiv nicht so dass es an Arbeitsplätzen mangeln würde. Es gibt so unendlich viele Berufsfelder die händeringend nach Arbeitskräften, auch quereinsteigern, suchen. Also ja, es ist definitiv für die Menschen die Pech hatten ein Problem, aber ich würde nicht behaupten dass es ein generelles/strukturelles Problem ist. Und den verbliebenen Kellnern geht es dadurch dann besser. Den anderen die sich einen neuen Job, zB im Handwerk gesucht haben unter Umständen ja auch, auch wenn deren Reise ein bisschen holpriger war.
Das ist wie bei den Big Tech Firmen im Silicon Valley die auch gerade nach und nach zusammen brechen, weil deren Geschäftsmodell nur mit dem Geld von Investoren am laufen gehalten wurde. Man muss halt wieder zurück zu einem Level das tragbar ist…
Auf jeden Fall in einer ähnlichen Richtung, aber genauso schädlich würde ich nicht sagen
Da bin ich anderer Meinung. Der Konsum von tierischen Produkten in dieser gewaltigen Menge ist die Ursache, nicht der generelle Konsum an sich.
Es gibt verschiedene Studien zu dem Thema, teilweise soll Bio einen leicht geringeren Ausstoß haben, oftmals einen deutlich höhren. Laut foodwatch ist Fleisch aus Biohaltung 1.5 mal so schädlich für das Klima wie Fleisch aus konventioneller haltung. https://news.rub.de/wissenschaft/2020-08-10-wirtschaft-und-umwelt-ist-biofleisch-weniger-klimaschaedlich
Selbstverständlich macht immer die Dosis das Gift. Ändert nichts daran, dass ein Siebtel der weltweiten Emissionen durch die Haltung und Verarbeitung von Tieren bedingt sind, also sogar mehr als durch Verkehr. Dazu kommt, dass in Deutschland deutlich mehr Fleisch konsumiert wird als der weltweite durchschnitt.
Die Quelle gilt aber nur für Rindfleisch. Sehr große Einschränkung der Aussage
Aber ist auch eine Detailfrage. Wir sind uns ja auf jeden Fall einig dass weniger Fleisch gegessen werden sollte
Das Problem bei dem Thema ist, dass darüber nur dann berichtet und diskutiert wird, wenn der Lohn der Arbeiterschaft seine mickrige Auswirkungen zeigt. Dass der Berliner Döner heute 3x so viel kostet wie vor 15 Jahren, hängt eben wesentlich damit zusammen, dass die Miete für die Dönerbude heute schlichtweg auch das fünffache kostet und man diese rapide Spirale einfach laufen lässt, während beim Lohn der Armen ein Fass aufreißen will.
Ja, die Mietpreise sind garantiert auch ein Faktor
Dann kannst du doch zu dem Friseur gehen, der nur die gestiegenen Lohnkosten weitergibt, und nicht zusätzlich seinen eigenen Gewinn mitverdoppelt. Soweit die Theorie in der Marktwirtschaft. Wenn jedoch alle Friseure das gleichzeitig machen, sind direkte oder indirekte Preisabsprachen involviert. Denen kann man aber nicht am Mindestlohn begegnen, sondern nur mit einem ordentlichen Kartellrecht und einem leistungsfähigem Kartellamt.
Wenns nicht wegen dem Mindestlohn ist, dann ist es wegen der Energiekosten, und wenns nicht deswegen ist, dann eben weil alles teurer wird, und wenns das nicht ist, dann liegts daran, dass der Friseur ja einen Azubi mehr hat, dessen Ausbild ja soo teuer ist.
Eine Ausrede findet sich immer.