Die PiS hat das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche in Polen drastisch eingeschränkt. Sollte sie heute erneut gewinnen, wären die größten Wahlverliererinnen die Frauen.
Iza. Justyna. Anna. Agnieszka. Dorota. Fünf polnische Frauen, die nicht mehr leben. Iza starb mit 30 Jahren. Justyna starb mit 34, Anna mit 32, Agnieszka mit 37, und Dorota mit 33 Jahren. Sie waren schwanger, sie freuten sich auf ihre Babys. Jetzt sind sie tot, weil Ärzte ihre nicht mehr zu rettenden Föten zu spät aus ihren Körpern entfernten, wohl aus Angst, sich strafbar zu machen.
Ihre Namen stehen für das, was die Regierungspartei PiS in den vergangenen acht Jahren für Polinnen geschaffen hat: Sie schränkte das Recht auf Schwangerschaftsabbruch ein und zwang Ärzte dazu, alle Schwangerschaften im Land zu registrieren. Viele Frauen sagen, sie hätten dadurch ihre Würde verloren, das Gefühl der Souveränität über den eigenen Körper. Einige Frauen kostete es das Leben.
An diesem Sonntag wählen die Polinnen und Polen ein neues Parlament. Es wird knapp werden. Wer in Warschau regieren wird, die PiS oder die Opposition, ist völlig offen. Allen Prognosen zufolge wird die PiS die meisten Stimmen erhalten, aber nicht genug, um die Mehrheit zu stellen. Sie setzt darauf, sich mit der rechtsextremen Konfederacja arrangieren zu können. Es ist gut möglich, dass die beiden Parteien genug Stimmen bekommen für eine Koalition. Sollte das wirklich passieren, sind die größten Wahlverlierer: die Frauen in Polen.
Zwar könnten die Wahlprogramme der PiS und der Konfederacja in Teilen nicht unterschiedlicher sein: Die PiS führte ein Kindergeld ein, das sie Anfang nächsten Jahres verspricht, zu erhöhen, sie verteilt mehr Geld an Rentner, setzt im Gegenzug höhere Steuern fest. Die Konfederacja will dagegen Unternehmer anziehen und kündigt an, Steuern zu streichen. Auf Kompromisse in der Wirtschaftspolitik wird sich die PiS kaum einlassen wollen. Aber wenn es darum geht, die Rechte polnischer Frauen zu beschneiden, wird es der PiS leichter fallen, ideologisch ein paar Schritte nach rechts zu gehen.
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Mit der Konfederacja in der Regierung erhielte Ordo Iuris eine neue Chance, um Schwangerschaftsabbrüche ganz zu verbieten und gar strafbar zu machen. Polinnen müssten dann auch Kinder gebären, wenn die Schwangerschaft Folge einer Vergewaltigung ist, oder wenn das Leben oder die Gesundheit der Mutter in Gefahr schwebt. “Wir würden ein krankes Kind sechs Monate nach der Geburt nicht töten und genauso sollten wir mit Kindern umgehen, die noch nicht geboren worden sind”, sagte kürzlich der Konfederacja-Kandidat Michał Wawer in einer Fernsehdebatte. “Vergewaltigt? Was heißt vergewaltigt? Frauen tun immer so, als würden sie einen gewissen Widerstand leisten, das ist normal”, äußerte sich sein Parteikollege Janusz Korwin-Mikke vor einigen Jahren.
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Die Geschichten, die Polinnen in Büchern und journalistischen Texten schildern, sind fürchterlich. Da ist eine Frau, die zu Hause eine Fehlgeburt erlitt und danach im Krankenhaus erfuhr, dass die Polizei ihre Abflussrohre nach dem toten Embryo durchsuchte, weil sie einen illegalen Schwangerschaftsabbruch mit Pillen vermutete. Da ist eine andere junge Frau, die mithilfe einer Frauenrechtsorganisation an eine Pille kam und nach dem Schwangerschaftsabbruch in der Dusche vergeblich darauf wartete, dass ihre Blutung aufhörte. Sie fürchtete sich davor, ins Krankenhaus zu fahren. Frauen erzählen, dass sie beim Sex ein mulmiges Gefühl haben, dass sie panische Angst haben vor einer ungewollten Schwangerschaft.
Iza. Justyna. Anna. Agnieszka. Dorota. Die Liste ist nicht vollständig, denn nicht alle Fälle sind öffentlich geworden. Und dann gibt es noch viele Überlebende, die die Ärzte gerade noch retten konnten. Nur, wenn am Ende die Opposition regiert, wird diese Liste aufhören, zu wachsen.
Boah!
Und nur wenige bieten es an, und sie werden weniger. Und davor lungern Abtreibungsgegner herum und versuchen die ohnehin schon unter großem Druck stehenden Frauen die eine Abtreibung benötigen abzufangen. Die Situation in Deutschland ist alles andere als rosig. Viele gehen dafür schon nach Holland, und das nicht ganz freiwillig.