Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin zunehmend schockiert von deutschen Gärten und Vorgärten.
Mal die Diskussion zu Steingärten außen vor:
Wie traurig und leblos sind bitte unsere Gärten geworden?
Ich kann ja froh sein, wenn ich überhaupt noch etwas lebendiges in Form von Gras und nicht nur Schotter sehe. Aber so viele Häuser haben quasi keine Bepflanzung rund herum. Da ist hier und da mal ein kleiner Strauch zur Zierde - meist keine heimische Art, sondern irgendwas immergrün-hochgiftig-pflegeleichtes. Aber wo sind denn die ganzen Obstgärten hin? Schutzräume für Insekten, Vögel? In deutschen Gärten herrscht, das ist zumindest mein Eindruck, vor allem Ordnung. Alles sauber getrimmt - kein Halm zu lang, keine Blüte zu viel. Und man will ja auch keine Arbeit haben mit dem Garten - sagen die Leute, die sich Arbeit machen, in dem sie regelmäßig meinen, sie müssten ihren Garten “aufräumen”.
Wir leben in einem Altbau. Als das hier damals gebaut wurde, hatten hier alle in der Straße einen üppigen Obstgarten hinterm Haus zur Selbstversorgung. Davon sind heute kaum noch welche übrig. Die meisten Gärten wurden entweder zugebaut oder aus ihnen wurden leblose Rasenflächen gemacht. Bäume weg, Sträucher weg, alles weg. Nur Rasen, regelmäßig vom Roboter getrimmt.
Dafür sehe ich dann aber die Split-Klimaanlagen außen an den Hauswänden wachsen, man will ja schließlich nicht schwitzen, wenn der Klimawandel reinkickt.
Dabei ist die beste Klimaanlage ein gesunder Garten. Bäume spenden nicht nur Schatten, sie bieten auch Lebensraum für viele Tierarten und Nahrung für Bienen und Co… Dadurch, dass unser Haus ringsum zugewuchert ist durch Bäume und Sträucher, haben wir ein super angenehmes Klima im und am Haus.
Ich weiß nicht, warum so viele Leute diese vollkommen natürliche Art der Klimaregulierung nicht nutzen.
Nicht nur, dass wir hier mit Hitze kaum Probleme haben, wir haben auch einen 1a Sichtschutz in alle Richtungen. Ganz zu schweigen von der Freude, die es mir bereitet, jedes Jahr eine neue Generation Eichhörnchen, Amseln und Meisen hier aufwachsen zu sehen.
Ein gesunder Garten kostet nicht viel Geld und macht auch keine Arbeit. Er sorgt für Abkühlung im Sommer, für Wetterschutz im Herbst und Winter und für Entspannung nach der Arbeit.
ich bedaure auch die Unart dieser mannshohen blickdichten Zäune. Ist sicher das Recht eines jeden, sein Grundstück einzuzäunen wie er möchte, aber früher waren Nachbarschaften auch deshalb schön, weil man die Gärten sehen konnte.
Wie hier alle einen Garten haben…
Ein gesunder Garten kostet nicht viel Geld
Bei Preisen von 300€/qm und mehr würde ich den Satz nochmal überdenken…
Abgesehen davon stimme ich dir in vielen Punkten zu, wenn man einen Garten hat, sollte man den gut Pflegen. Ich sehe hier ein recht starkes Generationengefälle und zwar dieses Mal zugunsten der Boomer. Bei meinen Eltern um die Ecke ist ein Neubaugebiet entstanden und 90% der Gärten sind Steine, Wiese, Kirschlorbeer. Bewohner ca. 30 Jahre alt.
Bei den alten Häusern mit Garten sieht man deutlich mehr Variation, diverse Bäume, Beete für Gemüse, Obst, Kräuter etc. Bewohner 60+ Jahre alt.
Auch diese 2m hohen Zäune sieht man fast ausschließlich im Neubaugebiet, bei den alten Gärten gibt es teilweise gar keine befestigten Grenzen…
Ich weiß nicht, warum so viele Leute diese vollkommen natürliche Art der Klimaregulierung nicht nutzen.
Weil sich damit kein/wenig Geld verdienen lässt. Die größte Hürde des Klimawandels ist der auf Wirtschaftswachstum aufgebaute Kapitalismus, durch den wir gezwungen werden immer weiter Ressourcen aufzubrauchen und Gewinne zu maximieren.
Hier gibt es übrigens eine detaillierte Analyse zum Thema wie viel die Temperatur in Städten gesenkt werden kann: https://www.nature.com/articles/s41467-021-26768-w
Das Problem ist auch, dass naturbelassene Gärten, in denen auch mal was wuchert und wo nicht jeder Halm in Reih’ und Glied steht, von der Mehrheit der Gartenbesitzer als „nicht schön“ und „unordentlich“ wahrgenommen werden. Wenn irgendwas irgendwie wächst, dann nimmt man sofort an, dass es Unkraut sei, obwohl genau dieses für eine entsprechende Fauna im Garten sorgt. Außerdem spielt hier auch die soziale Kontrolle eine große Rolle. Man will mit seinem wilden Garten nicht zu denen gehören, über die man redet. Darum sind viele Vorgärten oftmals auch sehr steril gehalten (eine Rasenfläche, die regelmäßig so kurz abgemäht wird, sodass diese von der Sonne verbrannt wird). Am liebsten hätten die Leute dort einen betonierten Graben, um sich vom Straßenraum zum Haus abzugrenzen, aber das geht ja nicht.
Zusätzlich zur Arbeit die so ein Garten braucht, ist auch zu bedenken, dass du erst mal so viel Garten/Umfläche haben musst.
In einer urbanen Umgebung brauchst du mind. 16% Baumdeckung um ca. 1°C Temperaturmitigation zu erreichen. Das ist etwas das du mit Genügend Umschwung schon hinkriegst bei deinem Haus. Ansonsten bist du darauf angewiesen, dass die Städteplanung mitgedacht hat und dort ist man halt schnell soweit dass man eine Reihe alte Bäume weghaut, ein paar 2m Lollis einpflanzt und sich auf die Schultern klopft.
Ansonsten bist du darauf angewiesen, dass die Städteplanung mitgedacht hat
Ist zwar leider korrekt aber man muss sich doch fragen: Wer wählt eigentlich diese Leute in ihr Amt? Und schon ist man irgendwie doch selbst schuld.
Wenn man sich die Städte so anguckt scheinbar hauptsächlich Autofahrer die am liebsten alles Grün in mehr Stellflächen wandeln würden.
Tja wenn das wirklich die Mehrheit ist müsste man das hinnehmen aber ich bezweifle es doch stark
Es gibt generell den Trend, dass Parteien in der Praxis deutlich konservativer arbeiten, als ihre Wählerbasis eigentlich gut fände.
Kann ich mit einer Anekdote ganz gut bestätigen.
Ich war vergangenes Jahr Teil des Mobilitätsrates Baden-Württemberg - einem repräsentativ zusammengestellten Gremium aus Otto-Normalbürgern (wie Diskussionen im Rat gezeigt haben, haben sie es mit der Repräsentanz wirklich sehr ernst genommen).
Ich hatte damit gerechnet, dass dort, entsprechend der bisherigen Wahrnehmung medialer/politischer Relevanz von Themen 75% mit Diesel-Dietern und Steingärten-Sabrinas besetzt sei - aber anscheinend will uns das medial-politische Theater mal wieder ganz andere Realitäten vorgaukeln, als sie eigentlich in der Bevölkerung vorherrschen.
Es gab 2-3 (von 100 Teilnehmern), die am Rande mal Sätze wie “immer wird es den Autofahrern schwer gemacht” oder “die Autofahrer müssen mit ihren viel zu hohen KFZ-/Treibstoffsteuern die Infrastruktur von allen anderen bezahlen” verlauten lassen haben - und es hat eine Atmosphäre geherrscht, in der jeder problemlos seine Position gut äußern konnte.
Es gab keine einzige Stimme, die auch nur den leisesten Zweifel am Klimawandel bzw. der Notwendigkeit der Veränderung hat aufkommen lassen.
Es gab eine unglaublich hohe Bereitschaft, die eigenen Mobilitätsbedürfnisse anders zu gestalten (“Ich würde ja viel mehr ÖPNV nutzen, wenn…”).
Es gab einen generell großen Frust darüber, dass die politische Realität deutlich konservativer agiert, als es sich die Ratsmitglieder mit ihren teils recht progressiven (zugegeben - an manchen Stellen auch naiven/utopischen) Ideen gewünscht haben.
Es gab eine unglaublich hohe Bereitschaft, die eigenen Mobilitätsbedürfnisse anders zu gestalten (“Ich würde ja viel mehr ÖPNV nutzen, wenn…”).
Wobei man da auch immer rin bisschen vorsichtig sein muss - “Öffis gut” ist ein bisschen eine Platitüde.
Oft kommt dnach dann ein “… die U-Bahn von meiner Haustür im Speckgürtel direkt und ohne Zwischenhalt zu meiner Arbeitsstelle fährt”. Viele wollen nicht wirklich Öffis nutzen, aber das ist ihnen zu kontrovers.
Kann man bei Rädern gut sehen: Hier in Graz liegen die Bonzenviertel auf Hügelketten, da geht’s oft wirklich steil rauf. Vor 15 Jahren haben alle gesagt wie gerne sie Radfahren würden, aber die Steigung sei ihnen zu extrem. Jetzt haben sie alle E-Bikes fürn Sonntag, aber zur Arbeit fahren sie immer noch mit dem Auto - könnte ja regnen oder wasauchimmer.
Alte Leute. Ist leider so.
Der durchschnittliche Deutsche ist 43 Jahre alt. Wenn du da die unter 16/18 jährigen rausrechnest, geht der Schnitt ruckzuck über 50. Und in dieser Generation gibt es eben noch sehr sehr viele Menschen, die die Natur als Feind und Asphalt als gottgegebenes Recht sehen.
Letzter Stand war glaube ich dass die unter-30-Jährigen nur 12% der Wahlberechtigten stellen… Selbst wenn jeder einzelne wählen geht reißt du da nichts. “Die Partei” hat mal einen provokanten Spot zu “Letztwählern” rausgebracht: “Horst entscheidet über eine Zukunft, die er selbst nicht mehr miterleben wird”…
Leider hast du nicht unrecht.
Ich weiß auch nicht, was man da machen kann.
Wahlrecht nur bis 49!
Also 60828×10^62 würde ich auch gerne alt werden…
Doch, ein Garten macht schon Arbeit, zumindest wenn du nicht einfach nur eine Wildwiese haben willst. Gras muss geschnitten werden, du musst aus grasen, Bäume und Hecken müssen geschnitten werden, Rosen gespritzt, Obst muss gepflückt werden und vor allem muss gegossen werden, wenn es im Sommer wieder so heiß und trocken ist.
Es muss jetzt nicht alles akkurat in einem Garten sein, aber wenn du gar nichts machst, hast du halt Wildnis und die gefällt den Leute halt auch nicht, weil du dann den Garten auch kaum noch nutzen kannst.
Du hast halt heute viele Paare, bei denen beide Seiten voll arbeiten und damit fehlt Zeit für die Pflege des Gartens, wenn man das nicht als Hobby mag.
Und während er sicherlich für ein etwas besseres Klima sorgt, wenn du sonst außen herum Straße hast, dann wird es in der Wohnung trotzdem heiß.
Wir wohnen direkt an einer vielbefahrenen Bundesstraße mit großem Parkplatzareal direkt an unser Grundstück angrenzend. Durch die “grüne Wand” zwischen uns und der Straße ist nicht nur der Lärm erheblich reduziert, wir kriegen auch nicht viel von der Hitze des Parkplatzes mit. Idealerweise hat sich ein Ahorn selbst in unserer Brombeerhecke angepflanzt. Der ist jetzt schon in gut 2 Jahren so groß geworden, dass er die bisherige “Lücke” im Sichtschutz schon gut ausfüllt und nochmal gut Schall schluckt. Von daher bringt das Ganze - trotz Straße nebenan - schon erheblich Linderung.
Du kannst deinen Garten ja grundsätzlich so gestalten, dass er eben nicht nur aus Gras besteht. Da, wo kein Schatten ist, verbrennt uns der Rasen auf Grund der andauernden Hitze im Moment sowieso. Da brauch ich gar nicht mähen im Moment…
Also, Obst pflücken ist jetzt für uns keine wirklich Arbeit?! Das machen die Kinder, wenn sie draußen spielen, halt nebenbei. Die futtern die Heidelbeeren, Birnen und Co. so nebenbei weg. Und sonst holen wir uns halt das Obst dann vom Baum, wenn wir es brauchen. Einiges lassen wir auch einfach dran für die Vögel.
Wir sind beide berufstätig und haben kleine Kinder. Zeit ist Mangelware. Aber der Zeitaufwand für die Gartenpflege ist echt minimal im Verhältnis zu den anderen Sachen die wir so anliegen haben.
Das liegt dann aber daran, dass du explizit deinen Garten in einer günstigen Position hast.
Bei uns ist eine rund 2,5m breite Gartenfläche zur Straße hin und der große Garten dann nach hinten heraus. Auf dem 2,5m Streifen stehen zum Teil Bäume, aber richtig viel wachsen tut da aus Prinzip nicht. Die Bäume wurzeln logischerweise Richtung Gartenfläche und nicht Richtung Straße und entsprechend schwer haben es da andere Pflanzen sich durchzusetzen. Was super wächst, ist Unkraut, aber das sind dann halt auch keine blühenden Wiesen, sondern extrem zähes Zeug, das auch entsprechend aussieht. Entsprechend muss mit schöner Regelmäßigkeit entweder das Unkraut gejätet oder gemäht werden.
Lärmtechnisch hilft das echt gar nichts, die Tannen waren unten auch bloß noch kahle Äste und sind entsprechend nach oben gesäubert worden. Hilft, dass im Erdgeschoss ein bissel mehr Licht im Winter ist. Dafür wachsen sie mit Vorliebe zum Nachbarn, der rum heult, wenn es ein Zentimeter zu tief runter hängt.
Dass ich Obst auf meiner “macht Arbeit” Liste habe, könnte mit daran liegen, dass wir einen Kirschbaum haben. Kirschen müssen, wenn sie reif sind, innerhalb weniger Tage gepflückt werden, egal ob du gerade Bock oder Zeit hast. Auf großen Leitern rumturnen lassen, will ich Kinder auch nicht, mal abgesehen davon, dass wir gerade keine in dem Alter haben. Und wenn sie dann gepflückt sind, hast du noch einen Haufen Arbeit damit, sie alle zu verarbeiten. Dran lassen ist keine Alternative, weil die dann runterfallen und zerplatzen. Gibt wundervolle Flecken, die sehr schlecht weggehen.
Und wenn du wirklich was mit deinem Garten machst und schöne Pflanzen oder Gemüse anbaust, dann muss danach halt auch geguckt werden, sonst freuen sich die Schnecken oder das Zeug geht mangels Wasser ein.
Wir haben auch zwei Kirschbäume. Die unreifen oder gammligen Kirschen, die runterfallen, schieb ich etwas zur Seite, damit wir da nicht durchrennen. Sonst lass ich das soweit alles liegen und die Vögel holen sich die weg.
Ansonsten lass ich meist den oberen Teil in den Bäumen für die Tiere und alles, wo wir von unten dran kommen, holen sich die Kinder dann halt weg. Keine Ahnung, ich seh das entspannt. Und wenn es mal nicht so viele sind oder wir nicht alle rechtzeitig gepflückt haben: ist dann halt so. Wie schon geschrieben: die Tiere freuen sich drüber.
Vielleicht hast du einfach in dem Fall einen etwas ungeeigneteren Garten. Aber gerade unter Bäumen gibt es ja auch viele Bodendecker, die gerne im Schatten wachsen und nicht viel Platz nach unten brauchen.
Bei uns wächst zum Beispiel viel Waldmeister unter den Bäumen. Blüht schön und riecht auch gut.
Ich bin selbst in einem Haus mit Garten am Rande von München aufgewachsen. Ich muss sagen, man kann einen schönen Garten gestalten, ohne täglich mehrere Stunden darin arbeiten zu müssen. Klar, ganz ohne Arbeit geht’s nicht. Aber es ist möglich, einen Garten so zu gestalten, dass es im Schnitt 3-4 Stunden pro Wochenende völlig ausreichen + in Hitzeperioden auch mal öfters zu gießen. Schwieirig wird’s erst mit Blumenbeeten, Rosen und Gemüse.
3-4 Stunden pro Woche plus Gießen als Minimum ist für mich halt nicht “keine Arbeit”, wie es OP beschreibt. Wobei OPs Zeug auch danach klingt, als würde er den Garten vor sich hin wuchern lassen. Werden ja offensichtlich nicht mal Früchte geerntet.
Das ist völlig richtig. Ich meinte nur, dass 3-4 Stunden am WE + in Hitzephasen abends gießen zumindest ein Zeitaufwand ist, den auch Berufstätige stemmen können.
Da bin ich ganz bei dir. Bin immer bisschen traurig, wenn man durch die Nachbarschaft stromert und überall diese Todeszonen-Rasen im Vorgarten sieht. Positiv: in der Nähe ist ein Park, bei dem einfach nicht gemäht wird. Ist eine herrliche wilde Blumenwiese geworden:)))