Jena. Schon wieder gab es in Jena am frühen Samstagabend einen Angriff auf eine Burschenschaft.

Wo es bei den Anschlägen auf den Sitz der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller im Gasthaus „Grüne Tanne“ in Jena-Ost (wir berichteten Vor Burschentag: Farbattacke auf „Grüne Tanne“ in Jena), noch Farbattacken mit Drohungen waren, wurde bei einem erneuten Angriff brutale körperliche Gewalt eingesetzt.

Wie die Polizei mitteilt, war dieses Mal die Burschenschaft Germania in der Seidelstraße zur Zielscheibe geworden.

Burschenschaft Germania:

Zahlreiche AfD- und JA-Kader sind Mitglieder in der Verbindung und prägen diese. Mit Tim B. und Alexander C. kandidieren aktuell auch zwei Alte Herren der Germania für die AfD für den Thüringer Landtag.

In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gibt es aktive und ehemalige AfD-Landtagsabgeordnete, die Germania-Mitglieder sind.

Im Vergleich zur Burgkeller-Burschenschaft kann sich die Germania auf ein deutlich größeres Netz an „Alten Herren“ stützen, die in zahlreichen einflussreichen Positionen in Politik und Wirtschaft sitzen.

2022 erlebte die Germania einen internen Eklat, als deren damaliger Sprecher Henning Eggers andere Burschen beim Germania-Stiftungsfest mit „Guten Morgen und Sieg Heil“ begrüßte. Sichtbare Konsequenzen hatte dieses Verhalten für Eggers keine.

Verbindungen zu den Neonazi-Burschenschaften Burgkeller und Normannia Jena pflegt die Germania ebenfalls, wie u.a. deren Teilnahme an einer „Pro Patria Suite“ zwischen den beiden Verbindungen im August 2020 in Jena-Maua zeigte.

Inzwischen bewegen sich Germania-Burschen nicht nur in AfD-Netzwerken, sondern sind auch bei den „Identitären“ und weiteren Neonazi-Gruppen aktiv.

Trotz der gesellschaftlichen Gefahr, die von der Germania ausgeht, wird sie aus Lokalpatriotismus und Standortmarketing bis heute von der Stadtverwaltung umgarnt und öffentlich geehrt.

[…]

So wurde am Abend noch ein Fackelmarsch durch Jena veranstaltet und später beim gemeinsamen Trinken ein Lied gesungen, das die Zeile „Wir finanzieren das vierte Reich, denn Menschenrechte sind uns gleich.“ enthält. Auch hierzu gab es keinerlei Widerspruch.

Nicht zuletzt gab es jahrelang auch zwei Doppelmitglieder von Germania Jena und Germania Marburg: die AfD-Mitglieder Torben Braga und Wolfgang Polte. Braga ist 2023 aus der Germania Jena ausgetreten.

Vor diesem Hintergrund ist vielmehr anzunehmen, dass das Verhältnis zur Germania Marburg für die Jenaer Burschen eher hinderlich ist, wenn sie sich innerhalb Jenas immer wieder als Opfer inszenieren wollen.

Zusammen mit den Germania-Burschen kam im August 2020 ein weiterer Zögling des Mordhelfers Ralf Wohlleben im „Goldenen Schiff“ in Maua an: Philipp Kirsten aus Jena zählte in den späten 2000er Jahren zum „Freien Netz Jena“ und war mit der Neonazi-Kameradschaft u.a. an einem Angriff auf eine DGB-Kundgebung 2009 in Dortmund beteiligt.

Nur vier Wochen nach diesem neofaschistischen Stelldichein der Germania-Burschen mit alten Kadern aus „Thüringer Heimatschutz“ und „Freies Netz Jena“ berief die CDU-Fraktion im Jenaer Stadtrat für den 17.9.2020 eine aktuelle Stunde zur vermeintlichen Bedrohung für Verbindungsstudenten in Jena ein.

Auf Antrag der FDP durfte der Germania-Bursche Benedikt Kern-Wagner eine Rede im Stadtrat halten und seine neofaschistischen Netzwerker als wehrlose Opfer linker Gruppen darstellen.

https://rechercheportaljenashk.noblogs.org/post/2024/08/29/germania-jena/

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Etwa 20 teils vermummte Personen wollten sich kurz nach 17 Uhr Zutritt in das dortige Verbindungshaus erwirken.

Mehrere Personen der Veranstaltung aus der Burschenschaft begaben sich dann vor die Tür.

Dort ist es zu einer körperlichen Auseinandersetzung beider Gruppen gekommen, sodass sich die Veranstaltungsteilnehmer wieder in das Gebäude zurückbegaben.

„Die Streitsuchenden drückten daraufhin die Zugangstür auf und verschafften sich damit rechtswidrig Zutritt zum Objekt. Dort kam es zu einer Schlägerei, bei der drei Männer der Burschenschaft im Alter von 21 bis 37 Jahren leicht verletzt worden.“, so Polizeisprecher Thomas Wilke.

Zudem wurden im Gebäude Sachschäden in unbekannter Höhe verursacht.

Die Angreifer zogen sich allesamt zurück. Dabei konnte ein Täter festgehalten und der hinzueilenden Polizei übergeben werden.

Es handelte sich um einen 29-Jährigen aus Jena, der im Anschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen worden ist.

Die Kriminalpolizei Jena hat die Ermittlungen aufgenommen. Ihre Aufgabe besteht unter anderem darin, die gesicherten Beweismittel auszuwerten, um den Hintergrund der Tat, den genauen Ablauf und die Täterschaft herauszuarbeiten.

Kurz: Rechte Burschenschaft mit Verbindung zu Neonazis wird aus Lokalpatriotismus und wegen ihrer Geschichte von der Stadtgesellschaft toleriert und hat Verbindungen zu FDP und AfD.

Jetzt haben 20 vermummte die Burschenschaft gestürmt, es kam zu Kämpfen mit Verletzten, ein Vermummter wurde festgenommen, aber wieder gehen gelassen. Kein Artikel, den ich dazu bisher gefunden habe erwähnt die Rechte Gesinnung der Burschenschaft.

Solche Ereignisse sind übrigens, was ich meine, wenn ich sage, dass Jena und Gera „Kriegsgebiete“ sind

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    1 month ago

    Historisch waren Burschenschaften unisono nationalistisch. Aber damals eben von der Basis, dass es noch keinen deutschen Nationalstaat gab. Die Staatsgründung ist also schon ein Wendepunkt. Seitdem haben sich Burschenschaften in (und das ist jetzt eine komplette Außensicht, die eventuell vorurteilsgeprägt ist) Karrierenetzwerke für Arschgeigen gewandelt (also sowas wie analoges LinkedIn). Die politische Haltung ist aber abgesehen von einem Bekenntnis zum deutschen Nationalstaat einigermaßen unterschiedlich.